Vor über zweieinhalb Jahren, im Januar 2016, wurde die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Lahn- Taunus, bestehend aus den Verbandsgemeinden Bad Ems, Diez, Hahnstätten, Katzenelnbogen, Nassau und Nastätten, gegründet. Michael Schnatz, Vorsitzender der LAG und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Diez, zieht eine Zwischenbilanz und berichtet über Erfolge, Herausforderungen und Erwartungen.
Die LAG Lahn- Taunus ist inzwischen seit über zweieinhalb Jahren aktiv – Zeit für eine Zwischenbilanz. Welche Erfolge und positiven Entwicklungen konnten bislang verbucht werden?
Michael Schnatz:
Vor allem in der Anfangsphase wurden viele Ideen an uns herangetragen. Auch wenn von diesen letztlich nur ein Bruchteil tatsächlich in einem Antrag bzw. ein noch geringerer Teil in einem positiven Zuwendungsbescheid mündete, konnten bereits einige Projekte auf den Weg gebracht oder sogar schon abgeschlossen werden. Beispielsweise wurden die Umstellung der Essensversorgung des Kindergartens Welterod, die Anschaffung von mobilen Defibrillatoren durch die Verbandsgemeinde Nastätten sowie Elektromobilitätsangebote in Strüth und Netzbach unterstützt. Außerdem wird im September eine durch den Kulturhaus Kreml e.V. errichtete Kalthalle auf dem Sportplatz in Lohrheim eingeweiht und auch die Sanierung eines Dorfladens in Himmighofen sowie die Wegemarkierung der Küppeltour – ein durch die Verbandsgemeinde Diez ins Leben gerufener Wanderweg – stehen kurz vor ihrer Vollendung. Daneben gibt es Projekte, die für einen längeren Zeitraum angesetzt sind. Hier kann beispielhaft das Unternehmernetzwerk Aar- Einrich genannt werden, das in regelmäßigen Abständen Veranstaltungen für Unternehmen vor Ort organisiert. Abseits des herkömmlichen LEADER- Programms konnten und werden wir außerdem über sogenannte ‚Ehrenamtliche Bürgerprojekte‘ kleinere Vorhaben mit einer Fördersumme von bis zu 2.000 € unterstützen. Hier lassen sich beispielsweise die Erstellung eines Volksliederbuches für Pfadfindergruppen oder die Verschönerung der Lahnanlagen Balduinsteins als besonders kreative und schöne Beispiele nennen.
Mit welchen Herausforderungen ist die LAG Lahn- Taunus konfrontiert? Wo sehen Sie Hindernisse und Verbesserungspotenziale?
Michael Schnatz:
Ähnlich wie bei anderen Förderprogrammen nahm die Anzahl der an uns herangetragenen Ideen und eingereichten Projektanträge im Laufe der Zeit leider ab. Resultierten aus unseren Förderaufrufen des Jahres 2016 noch sieben LEADER- Vorhaben, waren es im Jahr 2017 schon nur noch drei. Mitunter dürfte dies damit zusammenhängen, dass Aufwand, Komplexität und Langwierigkeit des Prozesses potenzielle Interessenten abschrecken. In Hinblick darauf möchte ich noch einmal auf die bereits erwähnten Ehrenamtlichen Bürgerprojekte hinweisen, die wesentlich schneller und unkomplizierter ablaufen als das reguläre LEADER- Verfahren. Wer ein kleineres Vorhaben in Angriff nehmen möchte, sollte nicht zögern, sich beim Regionalmanagement zu melden und sich darüber informieren zu lassen.
Zudem ist eine Konzentration auf bestimmte Themenbereiche wie beispielsweise Elektromobilität oder Tourismus zu beobachten. Die in unserer Lokalen Integrierten Ländlichen Entwicklungsstrategie (LILE) festgelegten Handlungsfelder werden entsprechend wenig ausgewogen abgedeckt. Diesbezüglich würden wir uns über mehr Projekte aus anderen Bereichen und mehr neuartige Ideen wünschen. Andere LEADER- Regionen zeigen, dass es auch jenseits der viel behandelten Themen ein großes Potenzial gibt. In diesem Zusammenhang und als Inspiration für Interessierte lohnt sich auch ein Blick auf unsere überarbeitete Internetseite (www.leader- lahn- taunus.de), auf der nun auch unsere Handlungsfelder noch näher erläutert und Beispiele aus anderen Regionen gegeben werden.
Wagen wir zum Schluss noch einen Blick in die Zukunft: Wie schätzen Sie die Entwicklung der kommenden Jahre ein? Haben Sie Empfehlungen oder Anregungen?
Michael Schnatz:
Für eine neu geschaffene LEADER- Region können sich die auf den Weg gebrachten und verwirklichten Vorhaben durchaus sehen lassen. Auch die aktuellsten Projekte, die noch mitten im Antragsverfahren stecken, geben Anlass zur Hoffnung, dass die Themenbereiche zukünftig breiter gefächert sind. Interessante Beispiele hierzu sind unter anderem die Erstellung eines Stadtentwicklungskonzeptes durch die Stiftung Scheuern oder die Gestaltung eines ‚Luthergartens‘ durch die Evangelische Kirche Klingelbach.
Trotzdem und gerade in Anbetracht der sinkenden Anzahl an Ideen und Projektanträgen dürfen wir in den kommenden Jahren nicht nachlassen und müssen dafür sorgen, dass sich die Menschen ermutigt fühlen, eine LEADER- Förderung zu beantragen. Erst vor Kurzem wurden der LAG zusätzliche Landesmittel in Höhe von 150.000 € für 2018 zur Verfügung gestellt. Damit liegen für das laufende Jahr nun rund 200.000 € Landesmittel und rund 320.000 € EU- Mittel im Fördertopf. Interessierte sollten sich nicht vom teils komplizierten Antragsverfahren oder gar bereits gescheiterten Versuchen demotivieren lassen. Unser Regionalmanagement steht bei Fragen und Problemen gerne bereit – dieses Angebot sollte man nicht ungenutzt lassen!
Alle Interessierten mit innovativen und zur Region passenden Ideen können vom 13. August bis 17. September 2018 ihre Vorschläge einreichen.