Die ersten beiden Projektaufrufe und die
anschließenden LAG-Sitzungen sind erfolgt – der nächste Projektaufruf startet
am 13. Februar 2017. Was wurde bislang erreicht?
Michael Schnatz: Schaut man nur auf die Zahlen, kann man die
Ergebnisse folgendermaßen beziffern: In den
beiden LAG-Sitzungen wurden Mittel in Höhe von 184.296,25 Euro für neun
Projekte freigegeben. Insgesamt wurden bei den beiden Projektaufrufen 17 Projekte
von kommunalen und privaten Antragstellern eingereicht. Doch zeigen diese
Zahlen bei weitem nicht auf, wie viel Engagement und Arbeit hinter den
einzelnen Ideen der Antragsteller steckt. Und auch nicht wie viele Ideen an
unser Regionalmanagement herangetragen wurden, die leider nicht in die
LEADER-Förderung passten.
Jens Güllering: Gleichzeitig muss man festhalten, dass es
bislang bestimmte Themenschwerpunkte wie Tourismus oder Mobilität gibt. So
hatte die LAG in ihrer letzten Sitzung über zwei Projekte zur Elektromobilität
- eine Ladesäule in der Ortsgemeinde Strüth und ein Car-Sharing-Konzept in der
Ortsgemeinde Netzbach - sowie einen Wanderweg in der Verbandsgemeinde Diez, ein
Hausboot auf der Lahn und ein Kooperationsprojekt zur Vermarktung der Lahn zu
entscheiden. Diese Konzentration auf bestimmte Themenfelder ist auch in anderen
LEADER-Regionen zu beobachten. Aber ich bin mir sicher, dass wir im weiter
laufenden LEADER-Prozess auch viele innovative Ideen für Kinder und
Jugendliche, die heimische Wirtschaft oder zur Attraktivitätssteigerung der
Dörfer präsentiert bekommen.
Die Region Lahn-Taunus ist eine von zwölf
neuen LEADER-Regionen in Rheinland-Pfalz. Wie ist der Start auf bisher
unbekanntem Terrain geglückt?
Michael Schnatz: Gemäß der Geschäftsordnung
der LAG haben wir für die Wahrnehmung der laufenden Geschäfte ein
Regionalmanagement bestellt, das wir durch drei Mitarbeiter der
Verbandsgemeinde Diez seit Februar besetzt haben. Die Vielzahl an Anfragen
gerade nach Veröffentlichung der Projektaufrufe zeigt, dass die Menschen in der
Region das LEADER-Projekt wahrgenommen haben und die Beratung des
Regionalmanagements in Anspruch nehmen. Die Schaffung der Strukturen hat also
gut funktioniert und hat sich nach knapp einem Jahr etabliert. Dazu gehört auch
die gute Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der LAG, die aus 29 Vertreterinnen und Vertretern von Wirtschafts- und
Sozialpartnern, der Zivilgesellschaft sowie der öffentlichen Verwaltung aus den
sechs Verbandsgemeinden besteht. Doch wie bei jedem Start gibt es auch
Schwierigkeiten, die zum Beispiel die komplexen Förderbedingungen im
LEADER-Programm betreffen.
Hier lernen wir in den Abstimmungen mit den Ansprechpartnern der Aufsichts- und
Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier und des Ministeriums für Wirtschaft,
Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Mainz jeden Tag dazu.
Was wünschen Sie sich für den Fortgang des LEADER-Projekts?
Michael Schnatz: Bislang konnte ja noch kein Projekt gestartet werden, weil einerseits
von den meisten Projektträgern noch kein Förderantrag gestellt wurde und
andererseits bei denen, die ihn schon gestellt haben, das Zusammentragen der
benötigten Dokumente und auch die Bewilligung durch die ADD sehr zeitintensiv
ist. Ich hoffe sehr, dass zukünftig diese Dinge schneller abgewickelt werden
können, damit auch Ergebnisse in Form von umgesetzten Projekten in der Region
sichtbar werden. Die Einführung einer bindenden Eingangsfrist für die
Förderanträge nach sechs Monaten ab dem nächsten Jahr ist ein Schritt in die
richtige Richtung.
Jens Güllering: Die Erfahrungen aus anderen Förderprogrammen zeigen, dass irgendwann
die Ideen immer weniger werden. Meine große Hoffnung ist, dass dies für LEADER
nicht gilt, denn mit LEADER können gerade Projekte gefördert werden, die nicht
in die gängigen Förderprogramme passen.