Die für das Feuerwehrwesen in der Verbandsgemeinde Diez zuständige Dezernentin und Erste Beigeordnete Claudia Schäfer begrüßte die geladenen Gäste und Ehrengäste herzlich und erinnerte nach dem Einlegen einer Schweigeminute im Gedenken an die Todesopfer und das vielerorts große Leid daran, dass sehr viele Helferinnen und Helfer sich über Wochen und Monate im Ahrtal eingesetzt haben, um die Schäden durch die Flutkatastrophe zu beseitigen und den Betroffenen zur Seite zu stehen: Menschen waren mit Lebensmitteln zu versorgen und unzählige Dinge zu organisieren und koordinieren. Dabei, so Schäfer weiter, „wurde Unglaubliches geleistet bei den Aufräumarbeiten und bei der Wiederherstellung der Infrastruktur als auch bei der psychosozialen Unterstützung der Überlebenden. All die unzähligen Helfer haben damit das Schlimme gelindert und noch Schlimmeres verhindert.“ Claudia Schäfer brachte daher ihre große Hochachtung zum Ausdruck an alle anwesenden Feuerwehrmänner und -frauen „und natürlich auch an die, die heute nicht hier sein können; Hochachtung davor, dass ihr euch zum Einsatz an der Ahr bereit erklärt habt, dort Hilfe geleistet habt und das zum Teil lange danach noch auf privater Basis.“ Alle, die an diesem Abend geehrt wurden, hätten zugleich bewiesen, dass sie nicht nur zu Hause vor der Tür helfen wollen, sondern bereit sind, auch fremden Menschen in fremder Umgebung zu helfen, ohne dabei zu wissen, welche Schicksale, welche Begebenheiten, welche Unbequemlichkeiten vor Ort in dieser Katastrophe auf sie zukommen konnten. „Das verdient großen Respekt und aufrichtigen Dank. Solche Katastrophen, die weiß Gott keiner braucht, zeigen der Öffentlichkeit mal wieder, wie enorm wichtig und unverzichtbar die Arbeit der Feuerwehrleute ist – aber sie zeigen auch, welche Einstellung unsere Feuerwehrleute haben: sie sind ständig bereit und gewillt, sich für die Gesellschaft und den einzelnen Menschen einzusetzen, nicht nur uneigennützig, sondern auch unter Inkaufnahme von Risiken der eigenen Sicherheit und Gesundheit. Und jeder und jede von Euch ist bereit, diesen Dienst am Nächsten und für das Gemeinwohl zu tun, und auch gerade deshalb seid ihr Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau geworden!“
Die Verleihung einer
Auszeichnung in Form der Fluthilfemedaille könne das nicht aufwiegen, so
Schäfer, aber sie sei eine angemessene und würdevolle Form der Anerkennung für
einen großen Dienst. Schäfer zitierte darüber hinaus den Innenminister des
Landes Rheinland-Pfalz, Michael Ebling:
„Bei der Bewältigung der Flutkatastrophe im Sommer 2021 wurden unsere rheinland-pfälzischen Einsatzkräfte von Kräften aus der ganzen Bundesrepublik unterstützt. Gemeinsam haben sie Großartiges geleistet. Mit der Fluthilfemedaille 2021 möchte sich das Land bei allen Einsatzkräften bedanken und noch einmal seine Hochachtung vor dem in dieser Extremsituation Geleisteten zum Ausdruck bringen. Die große Zahl an Einsatzkräften der Blaulichtfamilie, die im Katastrophengebiet im Einsatz waren, erhalten nun ihre Ehrungen“.
Der Wehrleiter der
Verbandsgemeinde Diez Marcus Grün hob hervor, dass in vielen Fällen echte
Freundschaften mit den Menschen und Feuerwehren im Ahrtal entstanden seien und
diese bis heute fortbestehen. Dabei gebe es nach wie vor eine große Zahl
Betroffener im Ahrtal, die noch immer unter den Folgen der Flut leiden.
Überdies seien es oft Formalitäten und Bürokratismus, die deren Lage bis heute zusätzlich
erschweren. Mit Blick auf das Einsatzgeschehen im Juli 2021 stellte Grün fest,
dass die Organisation nicht gut war und es insbesondere auf Landesebene an
Einsatzstruktur gemangelt habe, denn der Katastrophenschutz sei seit den 1990er
Jahren nicht mehr mit großer Priorität fortentwickelt worden. Gleichwohl sei
die Auszeichnung mit der Fluthilfemedaille und -urkunde „ein Orden, den wir mit
Stolz verleihen und ein Orden, den ihr mit Stolz tragen könnt“, wandte sich
Grün direkt an seine Kameradinnen und Kameraden.
Stellvertretender VG-Wehrleiter Sebastian Kuhmann ließ die Anwesenden an seinen persönlichen Erinnerungen an den Abend des Flutgeschehens teilhaben und schilderte außerdem seine eigenen Eindrücke, die am Abend des 14. Juli 2021 und in den Tagen danach auf ihn einwirkten. Gerade diejenigen, die als erste aus der Verbandsgemeinde Diez ins Ahrtal aufgebrochen waren, seien mit schlimmen und oftmals schrecklichen Bildern konfrontiert worden, sie hatten Tote zu bergen und zahlreiche Verletzte zu retten und zu versorgen. Kuhmann erinnerte sich aber auch in sehr positiver Weise an den Einsatz, weil ohne eine einzige Ausnahme jede und jeder aus den verschiedenen Wehren die notwendigen Schritte und Tätigkeiten am Einsatzort wie selbstverständlich abwickelte. Dies verdeutliche, wie gut die Blaulichtfamilie auch ohne eine übergreifende Organisation im Ernstfall funktioniere und dass alle denselben gemeinsamen Geist in sich tragen, welchen Kuhmann mit dem traditionellen Feuerwehrspruch umschrieb: „Haltet treu der Väter Erbe, Einigkeit sei unsere Stärke! Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!“
Die enormen Herausforderungen am Einsatzort und dies bei völlig fehlenden Ortskenntnissen hob auch der stellvertretende VG-Wehrleiter Thomas Wilbert hervor. Von Seiten der beteiligten Einheiten aus der VG Diez seien nicht weniger als 240 Einsatztage vor Ort erbracht worden – „eine bewundernswerte Leistung!“, so Wilbert. Er stellte fest, dass in einer immer mehr dem Egoismus frönenden Gesellschaft - nochmals verstärkt durch die Corona-Krise und ihre Auswirkungen - eine große Zahl Menschen anlässlich der Flutkatastrophe eindrucksvoll bewiesen haben, dass es doch noch eine große Solidarität gebe, sei es durch tatsächliche Hilfeleistung, sei es durch Spenden – daran müsse die gesamte Gesellschaft unbedingt festhalten. Schließlich dankte Wilbert an dieser Stelle im Namen der VG-Wehrleitung der demnächst aus ihrem Amt ausscheidenden Ersten Beigeordneten Claudia Schäfer besonders herzlich für „die immer sehr gute Zusammenarbeit“ während der letzten acht Jahre und stellte heraus, wie sehr in dieser Zeit das Feuerwehrwesen in der Verbandsgemeinde Diez erfolgreich fort- und weiterentwickelt werden konnte. Wilbert blickte zugleich in die Zukunft und damit in die kommende Amtszeit des designierten neuen Führungsduos bestehend aus Maren Busch (künftige Bürgermeisterin) und Torsten Loosen (künftiger Erster Beigeordneter), die beide ebenfalls anwesend waren.
Aus den verschiedenen Einheiten
wurden insgesamt 139 Feuerwehrfrauen und -männer mit der Fluthilfemedaille und
-urkunde des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet, und die zum
Verleihungstermin erschienenen Kameradinnen und Kameraden stellten sich zum
Abschluss im Innenhof von Schloss Oranienstein zu einem Gruppenfoto.
Im Gruppenfoto fehlen zwei Kameraden, die im Moment der Aufnahme die Drehleiter zu bedienen hatten: